Vielen Dank für den Bericht an die Wolfsburger Nachrichten
FALLERSLEBEN – 21.05.2021
SPD, Grüne, FDP und Linke/Piraten kommen mit einem Antrag für eine alte bekannte Variante
in Sachen Barrierefreiheit. Sie setzen auf Sinneswandel.
Jetzt kommt plötzlich doch wieder Bewegung in die erst jüngst erneut scheinbar dauerhaft festgefahrenen Bemühungen um einen barrierefreien Zugang zum Fallersleber Schloss. Dafür haben sich die Ratsfraktionen von SPD, Grünen, FDP und Linke/Piraten zusammengetan. In ihrem gemeinsamen Ratsantrag für einen Grundsatzbeschluss greifen sie eine alte Variante wieder auf.
Bekanntlich ringt die Wolfsburger Politik bereits seit deutlich mehr als zehn Jahren um eine Lösung, wie das einstige Wasserschlösschen aus dem 16. Jahrhundert mit dem renommierten Hoffmann-von-Fallersleben, Gewölbekeller, Trauzimmer und Vortragsraum auch für Menschen mit Kinderwagen, Rollator, Rollstuhl oder anderen Handicaps auf allen drei Etagen zugänglich gemacht werden kann.
Zur Meinungsbildung gab’s vor Jahren sogar zwei Aufzug-Attrappen
Schon zehn Jahre alt ist ein Ratsbeschluss, in dessen Folge die Stadtverwaltung am Schloss sogar zwei Aufzug-Attrappen aufstellen ließ, um die Meinung der Bürger einzuholen. Weil sich aber für keine der Außenlösungen eine Mehrheit fand, beauftragte der Rat die Verwaltung schließlich, einen Innen-Aufzug zu bauen. Was zu der kuriosen Situation führte, dass am Ende die Stadt Wolfsburg gegen sich selbst in Gestalt der Denkmalpflege klagte, weil die einen Eingriff in die historische Bausubstanz ablehnte.
Nach der gerichtlichen Niederlage tat sich lange nichts, bis die Verwaltung im Herbst 2019 mit der Scherenlift-Idee kam, die im Februar 2020 aber ebenfalls strandete. Nicht-öffentliche politische Beratungen im Kulturausschuss und Ortsrat brachten jüngst ebenfalls kein einheitliches Stimmungsbild.
Ein Außen-Lift hinter dem Treppenturm in Schlosshof soll Barrierefreiheit
Und nun? Fordern SPD, Grüne, FDP und Linke/Piraten in einem gemeinsamen Antrag an den Verwaltungsausschuss am Dienstag, dass die Verwaltung zur letzten Ratssitzung dieser Legislatur im Juli eine Vorlage bringt: Damit soll die barrierefreie Schloss-Erschließung per Außenlift im Innenhof grundsätzlich beschlossen werden, die Verwaltung soll dann ausplanen.
Eine alte bekannte Variante also. Aber was ist nun anders? Wie die Sozialdemokraten in einem Pressegespräch am Freitag erläuterten, setzen die vier Fraktionen auf den Sinneswandel der Menschen. „Die Sensibilität in den Köpfen der Menschen hat sich geändert in Bezug auf Gleichstellung. Wir sind überzeugt, dass das Thema Inklusion heute einen ganz anderen Stellenwert hat“, sagte SPD-Fraktionssprecher Eckhard Krebs aus dem Ortsrat. „Jetzt muss man sich entscheiden: Will man die Beeinträchtigung des Gebäudes in Kauf nehmen oder die dauerhafte Ausgrenzung von Teilen der Bevölkerung? Haben die Menschen Vorfahrt oder der Bau?“
Im renommierten Hoffmann-von-Fallersleben-Museum soll niemand ausgegrenzt werden
„Die schlechteste Lösung ist gar keine Lösung“, betonte SPD-Kulturpolitikerin Iris Schubert. Das Hoffmann-Museum sei von überregionaler Strahlkraft, „es kann nicht sein, dass Menschen da ausgegrenzt werden“. SPD-Ortsratsmitglied und Ratsherr Ralf Krüger äußerte sich überzeugt, dass es bei einem Lift hinter dem Treppenturm im Schlosshof „die geringste Sicht-Beeinträchtigung gibt“.